Unterwasserfotografie ist eine interessante Facette der Naturfotografie, die in der Regel nur Spezialisten vorbehalten bleibt. Der Grund hierfür sind die enormen Kosten einer Unterwasser-Foto-Ausrüstung, die Quereinsteiger abschrecken. Gleichwohl wäre es für viele Naturfotografen sehr interessant, gelegentlich unter Wasser zu fotografieren – sei es, um das eigene Portfolio zu erweitern oder um auch den UW-Aspekt einer Dokumentation über eine bestimmte Location mit abdecken zu können.
Der folgende Beitrag soll untersuchen, ob und mit welchen Kompromissen bezahlbare Unterwasserfotografie mit der Spiegelreflexkamera möglich ist. Als Ausgangsbasis dient die Canon EOS 5D II mit dem EF 17-40 L, einer sehr beliebten Kombination in der Naturfotografie.
Grundlagen
Drei Aspekte sind bei der Unterwasserfotografie zu beachten: Erstens die Absorbierung der Spektralfarben des Lichts bei zunehmenden Tiefe. Bereits bei einer Tauchtiefe von 2 Metern werden rote Farbtöne nur noch sehr abgeschwächt abgebildet, mit zunehmender Tiefe verschwinden weitere Farben, so dass bald nur noch Blau zu sehen ist. Diesem Effekt lässt sich ausschließlich durch künstliche Lichtquellen, insbesondere Blitzlicht entgegenwirken. Damit kommen wir auch schon zum zweiten Aspekt, dem Abstand zum Motiv: Wasser hat bekanntlich eine deutlich höhere Dichte als Luft und enthält zudem oft viele Schwebteilchen. Umso weiter nun die Entfernung zum Objekt und umso trüber das Wasser ist, desto schlechter werden die Bilder. Zudem befinden sich bei zunehmender Entfernung immer mehr Schwebteilchen zwischen Motiv und Kamera, die auch die Blitzfotografie durch Reflexionen sehr beeinträchtigt.
Darum lautet eine Grundregel der Unterwasserfotografie: Möglichst nah ran ans Motiv und sorgfältig mit künstlichem Licht ausleuchten!
Möglichst nah ran führt uns zum dritten Aspekt: Der Brennweitenverlängerung im Wasser. Fotografiert man unter Wasser durch eine Planscheibe, verlängert sich die Brennweite um den Faktor 1,3. Bei Weitwinkelobjektiven unter 28 mm kommt eine erhebliche Randunschärfe hinzu. Vermeiden lässt sich beides durch den Einsatz eines Domeports – eines stark gewölbten Frontglases im Unterwassergehäuse.
Das Weichplastikgehäuse
Das Synonym für Weichplastikgehäuse ist ewa-Marine, die schon seit vielen Jahren Gehäuse produzieren, die den preiswertesten Einstieg (ca. 240 EUR sollen kalkuliert werden) in die Unterwasserfotografie bieten. Die weit verbreitete Skepsis hinsichtlich der Dichtigkeit der Gehäuse ist unbegründet, wenn man – wie auch bei „harten Gehäusen“ – auf ein sorgfältiges Verschließen achtet, denn Weichplastikgehäuse müssen anders als Festgehäuse nicht dem enormen Druckunterschied zwischen dem Inneren des Gehäuses und dem Wasserdruck standhalten, und so ist es theoretisch möglich, mit diesen Beuteln bis zu 50 m tief zu tauchen. Theoretisch. Denn praktisch gesehen schmiegt sich der Beutel bei zunehmender Tiefe so dicht um die Kamera, dass sich diese nicht mehr gut bedienen lässt. Von daher würde ich ewa-marine-Gehäuse primär für Schnorchler empfehlen. In geringer Tiefe lässt sich die Kamera befriedigend bedienen, wobei der Liveview die bessere Alternative zum optischen Sucher der Kamera ist.
Pimp my ewa-Marine
Die Funktionalität des Gehäuses lässt sich schon einmal dadurch deutlich erhöhen, dass man Gewichte im Gehäuse unterbringt, sodass dieses neutral tariert ist. Hierfür ist bei der 5D II ein Softbleigewicht mit ca. 700 gr., das ewa-Marine als Zubehör anbietet, ausreichend. Die zweite entscheidende Verbesserung stellt das Blitzsystem dar. Zwar gibt es von ewa-Marine Gehäuse, die einen Aufsteckblitz aufnehmen, jedoch liegt dieser dann nahe der optischen Achse, was häufig keine befriedigenden Ergebnisse bringt, insbesondere sind angeblitzte Schwebteilchen ein Problem. Die Lösung ist ein externer Sklavenblitz wie der Intova ISS-2000, der für rund 200 EUR in der Bucht zu haben ist und sich sehr gut manuell steuern lässt. Zwei Hürden gilt es aber noch zu überwinden. Der Intova benötigt einen Blitzauslöser oder ein kleines Blitzgerät auf der Kamera, um über ein Lichtleiterkabel angesteuert zu werden. Meine Wahl fiel hier auf das kompakte Speedlite 270EX. Weiterhin gilt es, den Blitz sinnvoll am Gehäuse zu befestigen. ewa-Marine bietet hierzu optional die Montage einer Kamerabefestigung nebst Stativgewinde am Gehäuse gegen Aufpreis an.
Mit dieser Konfiguration sind dann schon erstaunlich gute Bilder möglich. Alles in allem sollten Sie mit einer Investition von rund 600EUR rechnen.
Folgende Kompromisse müssen Sie eingehen:
- Beschränkte Eignung für größere Tiefen
- Schlechte Weitwinkelkompatibilität wegen Planglas
- Sucher nur bedingt nutzbar, langsamer AF bei Liveview
Polycarbonat-Gehäuse
Einen der günstigsten Einstiege in die Welt der Festgehäuse bilden die durchsichtigen Kunststoffgehäuse der Firma Ikelite aus den USA, die bis 60 m Tiefe genutzt werden können. Bei den Unterwasser-Profis stößt Ikelite auf ein unterschiedliches Echo, manche lieben es, andere hassen es – wobei die meisten der letzten Gruppe noch nicht mit diesen Gehäusen fotografiert haben… Ikelite-gehäuse bieten mindestens den gleichen Funktionsumfang wie die deutlich teureren Metall- oder Kohlefasergehäuse. Mit Ausnahme des Multikontrollers und der Abblendtaste können sämtliche Kamerafunktionen bedient werden. Die entsprechenden Bedienelemente sind sehr ergonomisch angeordnet. Nachteilig ist bei den Ikelite-Gehäusen das hohe Gewicht (Gehäuse + 8“ Dome + Kamera 6,9 kg) und die etwas klobige Bauform. Beides ist natürlich unter Wasser zu vernachlässigen. Der Service von Ikelite ist nach meinen Erfahrungen sehr gut. Der optische Sucher ist bei Ikelite kein Quell der Freude, was aber bei anderen Herstellern oft auch der Fall ist. Abhilfe schafft hier ein hochwertiger 45°-Sucher von Inon.
Einer der größten Vorteile gegenüber den Weichplastikgehäusen ist die Möglichkeit, verschiedene Frontgläser und Objektivtuben (modulares Portsystem) zu verwenden. Neben Planglas für Makro und gemäßigte Brennweiten sind vor allem die gewölbten Domeports für Weitwinkeloptiken wichtig.
Was kostet der Spaß nun? Für 1.750 EUR erhalten Sie das Gehäuse mit dem großen Domeport und Portadapter für das EF 17-40, dessen Zoom auch unter Wasser genutzt werden kann.
Ikelite bietet ein Blitzsystem mit ausgezeichnetem Ruf an. Die Preise für leistungsstarke Blitze fangen bei 700 EUR / Stk. zzgl. Halterungen an. Insofern bietet es sich bei gelegentlichem Einsatz an, das Blitzsystem zu leihen. Der deutsche Ikelite-Importeur aus Aachen http://digital-dive.de/bietet beispielsweise zwei Ikelite-Blitze mit allem erforderlichen Zubehör für zwei Wochen für 120 EUR an, wobei dieser Betrag bei sofortigem Kauf nach der Mietzeit wieder gutgeschrieben wird. Das gilt übrigens auch für Leihgehäuse. Ein sehr faires Angebot, wie ich finde.
Fazit
Wer nur ganz sporadisch beim Schnorcheln Bilder machen möchte, wird mit einem ewa-Marine-Gehäuse glücklich. Für alle anderen sind Ikelite-Gehäuse eine gute Alternative, insbesondere wenn man die Möglichkeit in Betracht zieht, Gehäuse und Blitz erst einmal kostengünstig zu mieten und dann bei Gefallen zu kaufen.
Hallo, kannst du mir etwas ueber die Kameraeinstellungen sagen, die du mit der EOS 5D II unter Wasser in geringen Tiefen nutzt?
Gruss Martin
Hallo Martin,
Blende 8, da mein 17-40 dann die beste Abbildungsleistung hat. Zeit möglichst nicht unter 1/125, lieber 1/250 und nur zur Not 1/60 bei bewegten Objekten. ISO passe ich dann entsprechend an, wobei ich ohne Blitz versuche unter ISO 500 zu bleiben. Ansonsten Belichtung über AV, mittleres Fokusfeld und Quick-AF wenn ich über den Live-View gehe. Natürlich alles als RAW, wobei es beim Fotografieren ohne Blitz hilfreich ist, eine Graukarte mitzunehmen und diese dann als Referenz für den Weißabgleich am Anfang der Fotosession zu fotografieren.
Viele Grüße
Thomas
Sehr schöner Bericht. Gerade das Thema Randunschärfe ist wichtig. Wir nutzen ebenfalls ein Ikelitegehäuse mit Domeport für Weitwinkel. Leider muss man auch hier mit Randunschärfen leben…
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Hallo, ich bin auf der Suche nach einem Unterwassergehäuse für meine Canon Powershot G11. Ich habe auf http://www.unterwasserkamerawelt.de/unterwassergehaeuse/canon-unterwassergehaeuse/ schon das passende Gehäuse entdeckt. Ich bin jetzt nur am überlegen, ob ich mir nicht besser ein ewa-marine Gehäuse kaufe, weil ich mir eventuell später mal eine gute digitale Spiegelreflexkamera zulegen will. Dann will ich das Unterwassergehäuse der G11 für die Spiegelreflex benutzen. Würde das mit dem ewa marine Unterwassergehäuse so funktionieren? Ich würde mich über eine Antwort freuen.
Grüße, Georg
Hallo, möchte mir eine DSLR zulegen und untersuche folgende Modelle: Nikon D800 und aus Kostengründen die EOS 5D2. Ich bin Amateur
mit Ambitionen… Welches Modell soll ich bevorzugen? Die Nikon D800 liegt kostenmässig drinn. Mehr will ich nicht mehr ausgeben für das Kameragehäuse. Wie arbeiten die Nikon/Nikor-Objektive zusammen mit den Blitzsystemen unter Wasser? Ich vermisse auch ein Makroobjektiv bei Nikon. das Objektiv 17-55 f2.8 soll das „Normalobjektiv“
Unterwasser werden. Aber gute Makros möchte ich auch machen können. Bitte erschrick nicht ab meiner WEB-Site. Ich bin im Nebenberuf Bergführer…. Gruss Toni
Hallo, Du schreibst „Halb-und-Halb-Aufnahmen sind im ewa-Marine nur mit Einschränkungen auch möglich“
Was sind hier die Einschränkungen? Genau solche Aufnahmen möchte ich zukünftig machen und überlege wie dies am Preisgünstigsten klappt. Da kam ich auf ewa-Marine Beutel.
Gruß, Ben
Hi, interessanter Beitrag. Wie hast du das Problem mit der Befestigung der externen Blitzen am EWA Marine Beutel gelöst? Oder hälst du (oder ein Helfer) die dann in der Hand?
Gruß
Martin