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Video DSLR - HD-Filmen für Naturfotografen

Im Blog findet Ihr ein Update zu meinen filmischen Aktivitäten.

Nahezu jede neu erscheinende DSLR ist mit einer Video-Funktion ausgestattet und so liegt es nahe, diese auch als Naturfotograf einzusetzen. Nachfolgend möchte ich einen praxisnahen Überblick darüber geben, was beim Filmen mit der DSLR zu beachten ist.

Anstatt sich anfangs mit den technischen Einzelheiten des DSLR-Filmens auseinander zu setzen, sollte man sich als Naturfotograf erst einmal die Frage stellen, ob und wofür die Video-Funktion der DSLR genutzt werden soll. Wer glaubt, das Filmen „so nebenbei“ bei der Naturfotografie betreiben zu können irrt. Warum? Sie kennen sicherlich diese typische Situation: Man ist in einer schönen Gegend zur Tierfotografie einer bestimmten Spezies und man verbringt fast den ganzen Tag mit dieser Thematik. Da man in einem schönen Umfeld unterwegs ist, möchte man natürlich auch ein paar Landschaftsbilder machen. Betrachtet man diese später, muss man resümieren, dass diese Aufnahmen in der Regel nur mäßiger Durchschnitt sein werden. Ähnlich verhält es sich mit dem DSLR-Filmen, Sie werden nur dann ansprechende Resultate erreichen, wenn Sie sich vor Ort auf diesen Teil Ihrer Arbeit konzentrieren – oder umgekehrt: Ihre fotografische Ausbeute wird zwangsläufig leiden, wenn Sie engagiert filmen. Dessen sollte man sich bewusst sein, bevor man sich auf das Abenteuer DSLR-Filmen einlässt!

New Mexico from Thomas Block on Vimeo.



Helgoland – Impressionen Advent 2009 from Thomas Block on Vimeo.



DSLR oder konventionelle Videokamera?

Wozu soll man nun aber die Filmfunktion der DSLR nutzen? Sie tun sich keinen Gefallen damit, die DSLR für normale Urlaubsfilme zu nutzen, hierfür ist ein marktüblicher HD-Camcorder aufgrund der komfortableren Bedienung und des wirkungsvolleren Bildstabilisators weitaus besser geeignet. Die DSLR zeigt ihre Vorteile durch die Möglichkeit, Wechseloptiken zu verwenden, und durch ihren im Vergleich zu konventionellen Videokameras enorm großen Aufnahmechip. Dieser ermöglicht einen professionellen „Kino-Look“ mit geringer Schärfentiefe und ein besseres Rauschverhalten in Low-Light-Situationen.

Sie können an Ihrer DSLR also theoretisch beim Filmen die gewohnten Superteleobjektive einsetzen und so Tierfilme im vom TV bekannten Format erstellen. Soweit die Theorie. In der Praxis wird dies jedoch ein Unterfangen, das erhebliche Erfahrung voraussetzt, denn Sie müssen manuell fokussieren und belichten mit vergleichsweise langen Belichtungszeiten von 1/25 bis 1/125 bei bewegten Motiven, was insbesondere bei Wind ein enorm stabiles Stativ voraussetzt. Mit einiger Übung lassen sich so sicherlich auch professionelle Ergebnis erzielen, jedoch scheint mir diese Sparte des Videofilmens für Naturfotografen, die noch keine Erfahrungen in Bezug auf bewegte Bilder haben, nicht wirklich geeignet.

Weitaus sinnvoller ist es, die Videofunktion der Kamera zunächst für eine Art „filmischen Location Bericht“ zu nutzen. Hierbei können Sie die Vorteile der DSLR gegenüber konventionellen Videokameras gestalterisch einsetzen und erste Erfahrungen mit dem neuen Medium machen.

Filmerisches Konzept

Erfahrene Filmer sagen, dass man bei Einsteigern im Bereich des Filmens immer erkennen kann, ob sie ursprünglich Fotografen sind. Als Fotografen sind wir darauf konditioniert, den perfekten Moment festzuhalten, das perfekte Bild zu machen. Die Ausgangslage beim Filmen ist jedoch eine völlig andere - man sollte eine Geschichte erzählen, und eine Geschichte lebt vor allem davon, dass man eben nicht „das perfekte“ Bild zeigt, sondern bewusst „unperfekte“ Bilder bzw. Szenen miteinander kombiniert und einen Spannungsbogen aufbaut. Insofern können wir als Naturfotografen von unseren Erfahrungen in der Filmerei durchaus etwas für unser eigentliches Betätigungsfeld mitnehmen, denn ein Bildervortrag funktioniert ebenfalls auf diese Art und Weise.

Am Anfang jedes Filmprojekts sollte ein Drehbuch stehen, denn nur mit einem im Vorfeld erarbeiteten Konzept gelingt es, eine runde Geschichte zu erzählen und sich beim Dreh auf das eigentliche Filmen zu konzentrieren.



Technik

Nachdem wir die konzeptionelle Seite des Filmens betrachtet haben, widmen wir uns der Technik. In Bezug auf die Bildqualität geben Tests in den einschlägigen Fachzeitschriften zum Videofilmen einen guten Überblick zur zu erwartenden Bildqualität einer DSLR. Die mit Abstand am weitesten verbreiteten Marken in der Naturfotografie sind Nikon und Canon. Von diesen bietet nur Canon derzeit mit den Modellen 5D II, 7D und 550D FullHD an, das heißt eine Auflösung von 1920 x 1080 pix beim Filmen. Nikon-User müssen sich mit der HD-Auflösung von 1280 x 720 begnügen. Wichtig bei der Kamerawahl ist, dass man beim Filmen Belichtung, Blende und Bildfrequenz (hier benötigt man für die europäische PAL-Norm 25 Bilder /sek) manuell einstellen kann.
Ein Vollformat-Sensor bietet in der Regel beim Videofilmen die qualitativ besten Ergebnisse und so verwundert es kaum, dass die Canon EOS 5D II bei professionellen Filmern am höchsten in der Gunst steht. Aber auch der Sensor einer Kamera mit einem Cropfaktor von 1,6 zum KB ist nahezu gleich groß wie das 35 mm - Kinoformat und wirkt riesig im Vergleich zu Profi-Videokameras mit ihrem 2/3-Zoll Bildwandler.




Zur vorhandenen Kamera ist spezielles Zubehör unabdinglich bzw. empfehlenswert, um zu guten Ergebnissen beim Filmen zu kommen. Unerlässlich ist ein gutes externes Mikrofon, um eine ansprechende Tonqualität zu erreichen und Störgeräusche des Bildstabilisators zu minimieren. Eine sehr gute Empfehlung ist hier das Rode StereoVideoMic, das sich neben einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis durch den für Außenaufnahmen wichtigen mitgelieferten Fellwindschutz auszeichnet. Wie bei der ernsthaften Naturfotografie, ist beim engagierten Filmen ein solides Stativ in der Regel die Pflicht. Als Stativkopf eignet sich ein Zweiwegefluidneiger wie der Manfrotto MA 501.

 

Da man den optischen Sucher der DSLR beim Filmen nicht nutzen kann, ist man auf die Bildbeurteilung am rückwandigen Display angewiesen. Dies kann je nach Lichtverhältnissen sehr schwierig werden und so ist der Erwerb eine Sucherlupe wie der Hood-Loupe eine sinnvolle Investition.


                         Hood-Loupe und Rode StereoVideoMic


Einstellen der Bildschärfe


Im Gegensatz zu konventionellen Videokameras ist beim Filmen mit der DSLR eine automatische Schärfenachführung nicht möglich. Man kann die Schärfe alternativ zu Beginn der Aufnahme mit den verschiedenen AF-Modi der Kamera festlegen, oder man benutzt die manuelle Fokussierung. Die manuelle Fokussierung ist bei modernen AF-Objektiven mit ihren geringen Stellwegen beim Scharfstellen häufig eine Qual. Wesentlich besser eignen sich hier alte manuelle Objektive. Canon-User greifen hierbei sehr gerne auf alte manuelle Nikon-Optiken zurück, die für kleines Geld erworben werden können und sich auf Canon EOS einfach adaptieren lassen. Dass in dieser Konstellation nur eine Arbeitsblendenmessung möglich ist, ist unproblematisch, wenn man die automatische Helligkeitsjustierung des Displays nutzt.



Follow-Focus und Nikon 1.8/ 50 mm



Mit externem Mikrofon, Stativ, Sucherlupe und manueller Optik hat man eine sinnvolle Grundausstattung für anspruchsvolles DSLR-Filmen. Wenn man die Ausrüstung später erweitern möchte, z.B. auf eine Schärfenachführeinrichtung (sog. „Follow Focus“) oder ein Kamera-Rigg, dass das Handling vereinfacht, wird man nicht schlecht über das Preisniveau des angebotenen Zubehörs staunen. Die Faustregel, dass (semi-)professionelles Filmzubehör in etwa doppelt so teuer ist wie vergleichbares Fotozubehör, dürfte wohl stimmen.


7D auf Artitainment- Schulter-Rigg



Nachbearbeitung am PC

Mit einer guten theoretischen Vorbereitung, der Anschaffung des notwendigen Equipments und einem gelungenen Dreh vor Ort ist es leider noch nicht getan. Denn vor uns steht noch das größte praktische Hindernis: Schnitt und Nachbearbeitung des Films am PC. Eine DSLR produziert beim Filmen enorme Datenmengen, aber dies ist noch nicht das eigentliche Problem. Die Schwierigkeit ist das kameraintern verwendete Komprimierungsverfahren, welches auch moderne, gut ausgestattete Rechner in die Knie zwingen kann und einen ruckelfreien Filmschnitt vereitelt. Es kann an dieser Stelle festgehalten werden, dass Apple-Rechner in der Regel besser mit dem verwendeten h.264-Codec zurecht kommen als Windows-PCs.

Die erforderlichen Schnittprogramme sind häufig ähnlich komplex wie die zur Fotobearbeitung, daher muss man auch hier mit einer gewissen Einarbeitungszeit rechnen. Im Internet kann man von fast allen gängigen Schnittprogrammen Testversionen herunterladen und prüfen, ob diese einen ruckelfreien Schnitt der verwendeten DSLR-Daten ermöglichen. Häufig wird es jedoch erforderlich sein, die DSLR-Daten vor dem Schnitt in ein anderes Format zu wandeln, um eine flüssige Bearbeitung zu ermöglichen.

Hier können Sie als Beispiel das Video eines 10-minütigen Reiseberichts über einen Besuch Helgolands betrachten. Dies war mein erstes kurzes Videoprojekt, welches ich bewusst sehr konventionell gestaltet habe und das zeigen soll, welche filmischen Ergebnisse ohne Vorkenntnisse zu erwarten sind.

Vertiefende Literatur und Web-Links:

Helmut Kraus, HD-Filmen mit der Spiegelreflex, erschienen im dpunkz.verlag


videoslr.de - Berichte & Videos rund um videofähige Spiegelreflexkameras


dforum.net - Internetforum für Canon-Fotografen mit Sektion DSLR-Video

 
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